Der Mensch als Teil der Landschaft

Schweizer Landschaftsfotografen haben es gut. Zur Schweiz gehören einige der schönsten Landschaften, die ich bisher kennenlernen durfte. Und sie sind gar nicht mal weit weg. Das Toggenburg beispielsweise, eine hügeliges Tal das sich von unserem Wohnort aus gegen Süden erstreckt, ist eine wunderschöne Wanderdestination. Im Osten durch den Alpstein und im Süden durch die gezackte Bergkette der Churfirsten begrenzt, bietet das Toggenburg alles was das Fotografenherz begehrt.

Doch wie vermittelt man die die Schönheit und das Wesen einer Landschaft? Man kann den Menschen dazu nutzen. Denn: ohne Menschen gibt es keine Landschaft. Landschaften werden durch den Menschen wahrgenommen. Der Mensch erlebt die Landschaft, zum Beispiel indem er sie durchwandert. Er wird Teil der Landschaft, interagiert mit ihr. Drei Methoden, den Menschen in der Landschaftsfotografie zu nutzen, möchte ich im Folgenden anhand von Beispielen vorstellen.

Churfirsten, vom Toggenburg aus gesehen.

Der Mensch als Beobachter: Das Bild stellt nicht nur die Sicht auf das Rheintal dar, sondern auch den Akt der Wahrnehmung desselben durch die beiden Wanderer. Dadurch fühlt sich der Betrachter eingebunden. Er stellt sich zum Beispiel die Frage, was die beiden bei dem Anblick wohl gefühlt haben und ob sich der eigene Eindruck mit dem der Wanderer deckt. Der Betrachter wird emotional eingebunden. Das Bild gewinnt an Charakter.

Der Mensch als Massstab: im nachstehenden Bild wird die wahrhaftige Grösse der Berge herausgestrichen, indem der Mensch als Massstab ins Bild eingebunden wird. Durch die verschiedenen Graustufen der hintereinander liegenden Felswände gewinnt das Bild zusätzlich an Tiefe. Das Bild ist zudem ein gutes Beispiel, dass Landschaftsfotografie nicht Weitwinkelfotografie sein muss. Das Bild wurde mit 105mm auf Vollformat aufgenommen und anschliessend leicht gecroppt. Die äquivalente Brennweite dürfte damit irgendwo um die 130-140mm liegen.

Das Rheintal vom Chäserugg aus gesehen

Das Rheintal vom Chäserugg aus gesehen

Der Mensch als Massstab: im nächsten Bild wird die wahrhaftige Grösse der Berge herausgestrichen, indem der Mensch als Massstab ins Bild eingebunden wird. Durch die verschiedenen Graustufen der hintereinander liegenden Felswände gewinnt das Bild zusätzlich an Tiefe. Das Bild ist zudem ein gutes Beispiel, dass Landschaftsfotografie nicht Weitwinkelfotografie sein muss. Das Bild wurde mit 105mm auf Vollformat aufgenommen und anschliessend leicht gecroppt. Die äquivalente Brennweite dürfte damit irgendwo um die 130-140mm liegen.

Blick vom Rosenboden gegen Osten

Blick vom Rosenboden gegen Osten

Zwei weitere Beispiele illustrieren dieses Gestaltungselement:

Der unendliche Himmel

Der unendliche Himmel

Links oben der Rosenboden, rechts die zum Walensee hin abgestuften Felswände

Links oben der Rosenboden, rechts die zum Walensee hin abgestuften Felswände

Der Mensch als Teil einer Erzählung: Bei mir verstreichen immer wertvolle Sekunden zwischen sehen, erkennen, Kamera zücken und abdrücken. In diesem Fall gelang das gerade noch rechtzeitig. Die beiden Sportler sind auf dem Weg, von unten links über den Hügelkamm führend, zur Kletterwand, wohl diejenige an dem nahen Felsen. Der nahe Felsen ist etwas kontrastreicher als der Hintergrund. Er gehört ja auch zur Erzählung welche die drei Elemente, Sportler, Weg und Kletterwand umfasst. Der Mensch ist hier integraler Bestandteil der Bildaussage und nicht nur Beobachter oder Massstab. Die beiden Sportler lassen uns an der Landschaft teilhaben.

Sportler auf dem Weg zur Kletterwand

Sportler auf dem Weg zur Kletterwand

Zu guter Letzt noch das Setting: eine Aufnahme des Rosenbodens auf dem Chäserugg auf dem diese Aufnahmen entstanden. Der Chäserugg ist einer der Churfirsten im St. Gallischen Toggenburg in der Ostschweiz.

Rosenboden, Chäserugg, Churfirsten, St. Gallen, Schweiz

Rosenboden, Chäserugg, Churfirsten, St. Gallen, Schweiz